Meine Zeit in Jerusalem und damit auch mein Projekt
„Promised Land/Gelobtes Land” gingen langsam dem Ende entgegen. Alle mitgebrachten Einwegkameras hatte ich verteilt, und die Teilnehmer hatten sie größtenteils bereits an mich zurückgegeben.

Während meines Aufenthaltes wohnte ich im Haus der Jerusalem Foundation for the Visual Arts auf dem Zionsberg.
Am nahe gelegenen Zionstor, daß ich beinahe täglich durchquerte, gibt es einen Kiosk, wo ich versteckt zwischen Plastikflaschen und Snacks eine verstaubte Einwegkamera entdeckte.
Ihre Papphülle zeigt eine Fotografie des Tempelbergs
mit der Klagemauer und dem Felsendom. Symbole für den politischen und gesellschaftlichen Konflikt.
Nach einigen Verhandlungen konnte ich mich mit dem Händler auf einen Preis einigen und hatte mit dieser Kamera ein Objekt erstanden, das für mich meine ganze Projektidee veranschaulicht.

Ich rief einen befreundeten armenischen Fotografen in Ost-Jerusalem an, um herauszufinden, ob es noch weitere dieser Kameras mit ähnlich symbolträchtigen Motiven gäbe.
Auf seine Frage, welche Kamera ich hätte, antwortete ich: „Die mit der Klagemauer.”
„Es gibt noch mindestens eine solche Kamera mit einem anderen Motiv, darauf ist der Felsendom zu sehen. Ich habe sie hier im Laden und bringe sie dir später vorbei”, versprach er mir.

Als wir uns trafen und wir die von ihm mitgebrachte Kamera neben meiner sahen, mußten wir lächelnd feststellen, daß wir von ein und demselben Motiv gesprochen hatten.
Wie viele in Jerusalem hatte jeder von uns beiden nur einen bestimmten Ausschnitt des Stadtbildes wahrgenommen.

September 2002
Suzanna Lauterbach
Suzanna Lauterbach
F o t o k ü n s t l e r i n
p h o t o - a r t i s t



Willkommen in Jerusalem
Welcome to Jerusalem

My time in Jerusalem and my work on the project “Promised Land” were coming to an end. I had handed out most of the disposable cameras, and most of the participants had already returned them to me.

During my stay, I lived at the Jerusalem Foundation for the Visual Arts on Mount Zion. Nearby the Zion Gate, which I passed through almost every day, there is a kiosk where I found a dusty disposable camera hidden between plastic bottles and snacks. The outer covering shows a photograph of the Temple Mount with the Western Wall and the Dome of the Rock – symbols of the political and social conflict.
After some bargaining, the trader and I agreed on a price and I bought the camera, an object which for me embodied the whole idea of my project.

I called a friend of mine, an Armenian photographer in
East Jerusalem, to find out if other such cameras were available with similarly symbolic motifs. When he asked which camera I had, I replied, “The one with the Western Wall.”
“There is at least one other with a different motif, it shows the Dome of the Rock. I have it here in my shop, I‘ll bring it over for you later,” he promised.

When we met and saw the camera he had brought next to mine, we noted with a smile that we had been talking about one and the same motif. Like many people in Jerusalem, our visions of the city had both been limited to a certain section.

September 2002
Suzanna Lauterbach